Die Luft knisterte vor Vorfreude. Der riesige Zeltplatz in Berlin pulsierte im Takt der traditionellen äthiopischen Musik, die aus den Lautsprechern drang. Lichterketten schmiegten sich um die Bäume, tauchten die Szenerie in ein warmes Licht und verliehen dem Abend eine märchenhafte Atmosphäre. Am 12. August 2023 sollte etwas Besonderes passieren: Aster Aweke, die “Queen of Ethiopian Music,” würde zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wieder auf deutscher Bühne stehen.
Für viele der Anwesenden war es mehr als nur ein Konzert. Es war eine Reise in die Vergangenheit, ein Wiedersehen mit einer Musiklegende, die Generationen inspiriert hatte. Awekes kraftvolle Stimme und ihre leidenschaftlichen Texte hatten schon immer Brücken zwischen Kulturen geschlagen und die Schönheit ihrer Heimat Äthiopien in die Welt getragen.
Die Geschichte von Aster Aweke ist nicht nur musikalisch, sondern auch persönlich faszinierend. Geboren in Addis Abeba, entdeckte sie früh ihre Liebe zur Musik. Trotz Widerständen in einer Gesellschaft, die Frauen oft traditionelle Rollen zuordnete, verfolgte Aweke ihren Traum mit unerbittlicher Hingabe. Sie studierte Musik an der renommierten Yared School of Music und lernte verschiedene Musikstile kennen, von traditioneller äthiopischer Musik bis hin zu Jazz und Soul.
Ihre Karriere begann in den frühen 1980er Jahren. Mit ihrer einzigartigen Mischung aus traditionellen äthiopischen Melodien, modernen Arrangements und kraftvollen Texten über Liebe, Verlust und Hoffnung, eroberte sie schnell die Herzen des Publikums. Aweke wurde zur Stimme einer ganzen Generation, deren Sehnsucht nach Veränderung und Freiheit sie in ihren Songs zum Ausdruck brachte.
Ihre Musik führte sie auf internationale Bühnen und machte sie zu einer globalen Ikone. Doch Awekes Weg war nicht immer leicht. Politische Unruhen in Äthiopien zwangen sie dazu, ihre Heimat für viele Jahre zu verlassen. Dennoch blieb sie ihrer Kultur treu und setzte sich durch ihre Musik und ihr Engagement für die Rechte der Frauen unermüdlich für eine bessere Zukunft ihres Landes ein.
Der Abend in Berlin begann mit einer traditionellen äthiopischen Zeremonie, bei der der Altar geschmückt wurde mit Weihrauch und Blumen. Die Menge tobte als Aster Aweke schließlich auf die Bühne trat, in einem schlichten, aber eleganten Kleid aus traditionellem Stoff gehüllt. Ein Lächeln strahlte auf ihrem Gesicht, während sie dem Publikum zuwinkte und mit einem kraftvollen “Selam!” (Hallo!) den musikalischen Reigen eröffnete.
Das Konzert war eine Mischung aus Awekes größten Hits und neuen Kompositionen. Ihre Stimme, rau und zugleich samtig, erfüllte den ganzen Zeltplatz. Die Band, bestehend aus erfahrenen Musikern aus Äthiopien und Deutschland, begleitete sie mit virtuosen Soloparts und treibenden Rhythmen.
Titel | Album | Jahr |
---|---|---|
Agade | Aster | 1986 |
Imuna | Ensetena | 1990 |
TiruTir | Zemen | 1997 |
Die Menge sang und tanzte begeistert mit. Kleine Kinder, die zum ersten Mal diese Musik hörten, klatschten freudig in den Händen, während ältere Generationen in Erinnerungen schwelgten und ihre traditionellen Tänze aufführten. Aweke selbst schien von der Energie des Publikums getragen zu werden. Sie bewegte sich rhythmisch zur Musik, ihr Gesicht strahlte pure Freude aus.
Während eines emotionalen Moments sang sie ein Lied über die Sehnsucht nach Frieden und Einheit in ihrer Heimat Äthiopien. Die Stille im Zelt war greifbar, als ihre Stimme durch den Raum hallte. Die Zuhörer spürten die tiefe Emotion, die in jedem Wort steckte, und viele ließen sich Tränen der Rührung entweichen.
Das Konzert gipfelte in einer kraftvollen Interpretation ihres berühmtesten Songs “Agade.” Der ganze Zeltplatz sang mit. In diesem Moment war nicht nur Aster Aweke auf der Bühne. Es waren Tausende von Menschen aus aller Welt, vereint durch die Kraft der Musik und die Botschaft des Friedens, die sie verkörperte.
Die Show endete nach gut zwei Stunden mit Standing Ovations. Aweke verabschiedete sich vom Publikum mit einem herzlichen Dankeschön auf Amharisch, ihrer Muttersprache.
Es war mehr als nur ein Konzert. Es war eine Begegnung der Kulturen, ein Fest der Musik und ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Kunst Grenzen überwinden und Menschen zusammenbringen kann.